Kinder- und Jugendliteratur


Anant Kumar ist Verfasser zahlreicher Märchen, Fabeln und Geschichten. Es werden regelmäßig Schullesungen und Schreibwerkstätten mit dem Autor veranstaltet. Anant Kumar freut sich auf Zusammenarbeit. Die betreffenden Einrichtungen werden gebeten, mit dem Autor in Kontakt zu treten.

© by Anant Kumar

GEDICHTE  |  SATIRE / ESSAY / FABEL  |  PROSA  |  THEATER







© by Anant Kumar, Kassel

Der Mond und seine Langeweile
für die großen und kleinen Kinder & für das Kind im Erwachsenen

Der Mond war mit sich selbst sehr unzufrieden. Er langweilte sich. Etwas mehr als 14 Tage lang schien es ihm schlecht zu gehen. Etwas mehr als 14 Tage lang schien es ihm gut zu gehen. So war seine erste Hälfte hell. Und die zweite Hälfte dunkel. Jeden Monat das Gleiche. In der ersten Hälfte des Monats nahm er jeden Tag ein wenig zu. Und in der zweiten Hälfte nahm er ein wenig ab. So war er einmal im Monat so schön groß, rund und hell. Dafür blieb er wiederum einen Tag im Monat verschollen. Das wiederholte sich. Zwölf Mal im Jahr.

Mit diesem gleich bleibenden Wechselspiel wurde der Mond von Tag zu Tag immer trauriger, bis er eines Tages die um ihn herum funkelnden Lichter etwas genauer und aufmerksamer wahrnahm. Die kleinen Lichter waren unterschiedlich und unzählig. Der Mond betrachtete einige, die ihn anlächelten. Dann sah sich der Mond noch welche an. Die Lichter waren besonders schön und sanft. Sie trösteten den traurigen Mond: "Lieber Mond, du bist nicht alleine. Wir sind doch um dich."
Dann gab es Lichter, die äußerst stark funkelten. Dabei wünschte sich der Mond: "Ach, wenn ich nur noch ein wenig mehr Licht hätte."
Der Mond betrachtete weiter einige Sternenlichter, die ihn immer wieder ansprachen: "Onkelchen Mond, wir möchten zu dir kommen ..."
"Aber wir möchten von dir viele Süßigkeiten haben ... Die bunten Bonbons: gelb, rot, lila ..."
"Und dann wollen wir auf deinem Pferderücken reiten. Ja, du bist so groß und stark! ..."
Ein Sternchen wollte vom Mond ein indisches Elefantchen als Geschenk. Ja, ein richtiger indischer Elefant aus Chattisgarh mit kleineren Ohrläppchen...
"Was? Den wollte ich haben!" begann sein Brüderchen zu nörgeln.
"Es ist gemein. Du hattest mir den Elefanten versprochen, Onkelchen!"
"Was? ... Hatte ich dir das versprochen?" fragte der Mond ein wenig verdutzt zurück.
"Klar versprachst du mir den indischen Elefanten mit kleinen Ohrläppchen. Genau vor drei Monaten. Es war so hell. Du warst so gut gelaunt, Onkelchen Mond."
"Ja, stimmt." erinnerte sich jetzt der Mond daran. Und er schämte sich ein wenig dabei.
"Ach, du Himmel! Wieso kann ich so vergesslich sein? ... Wie blöd bin ich?"
"Und erinnerst du dich auch an die schöne Geschichte von den Kindern aus Chattisgarh und Motihari, die du uns damals erzählt hast?"
"Welche Geschichte?" fragte das neu angekommene Sternmädchen, das vor drei Monaten in die andere Richtung unterwegs war.
"Das war eine sehr schöne Geschichte von den Kindern aus Chattisgarh und Motihari. Jene Kinder, die unseren Mond allzu sehr lieben und verehren."
"Ich möchte sie auch wissen. Bitte erzähl sie mir auch!"
"In Motihari und in Chattisgarh, wo der Sommer ewig lang ist, verehren die Kinder den Mond immer. Sie schlafen auf den Hausdächern oder im Freien, auf ihrem Haushof. Die Nächte sind weniger heiß als die Tage. Und in klaren Nächten bewundern die Kinder uns alle am Himmel, aber sie mögen Onkelchen mehr als uns."
"Wieso denn? Wir funkeln so unterschiedlich und so anders. Im Gegensatz zum Onkelchen Mond, dessen Abläufe sich langweilig wiederholen.", sagte klug der große Sternjunge Sanjay, der in den nächsten Tagen Schulprüfungen hatte.
"Klar haben die indischen Kinder uns gerne. Aber ihren Onkel Mond mögen sie halt mehr. Weiß der Geier warum."
"Aha!"
"Vielleicht liegt es auch an ihren Müttern, deren Brüderchen auch unser Onkel ist. Sie, die schönen indischen Frauen mit Kuhaugen, singen jede Nacht ihren Kindern Loris vom Onkelchen Mond!"
"Häh! Was sind die Loris bitte schön?"
"Loris sind die zuckersüßen Gutenachtlieder!"

"Chandaa Maama

Aasmaan mein nikle taare
Chandaa maama kitne pyaare.
Sabke man ko bahlaate hai
Nayi chandani chhitkaate hai.

Dekho inki shaan niraali
Soorat kitni bholi bhaali.
Roj savere chhip jaati hai
Jaise humse sharmati hai.

Aao chandaa maama aao
Apne ghar ki baat sunaao"

"Onkelchen Mond

Im Himmel gehen die Sterne auf.
Wie süß ist unser Onkelchen Mond.
Er unterhält jeden von uns.
Er wirft frische frohe Lichter auf uns.

Schau, wie eitel er ist.
Und dennoch hat er ein so unschuldiges Gesicht.
Morgens versteckt er sich immer.
Vielleicht schämt er sich vor uns.

Komm, Onkelchen Mond, komm!
Erzähl uns Geschichten von deinem Haus ..."

"Aber wieso kriegt unser Onkelchen Mond den Elefanten aus Chattisgarh mit kleinen Ohrläppchen?"
"Das schenken sie, die indischen Kinder, ihm ein Mal im Jahr. Am Tag des Buddha Purnima. An jenem Tag wurde der Gott Buddha geboren, und er fand auch seine Erleuchtung an einem Vollmondtag", sagte Shubha, das klügere Sternmädchen.
"Erleuchtung? ... Hmm!"
"So etwa, der Buddha wurde halt an jenem Tag weise. Er fand die Antworten auf seine großen Fragen! ... Ja, Kleines, du hast auch jetzt jede Menge Fragen, die wir dir antworten" erklärte ihm Shubha weiter.
"Hmm!"
" ... "
"Und das war mein Geschenk, und das doofe Onkelchen hat jetzt auch ihm das versprochen. ... Oh weh!"
"Ja, es ist irgendwie ungerecht!" stimmten einige andere zu.
"Hmm! ... Ach, es ist ja nicht einfach!"
"Selber schuld! ... selber schuld!"
Der Mond schwieg. Die Sternenkinder schauten ihm gespannt zu.
Nach einer Weile fing er langsam zu lächeln an. Er sprach: "Jetzt fällt mir eine gerechte Lösung ein. Ihr wisst ja, dass ich ein Mal im Jahr zu den indischen Kindern fahre, um mein Geschenk abzuholen. Dieses Mal nehme ich auf meinem Rücken einen von euch mit."
"Wow, ich möchte nach Indien!"
"Nein, ich möchte zu den Elefanten!"
"Nein, nimm mich bitte mit!"
"Nein, mich bitte! Ich bin der Schlankere und habe Rehaugen wie die indischen Kinder. Sie werden sofort meine Freunde. Nicht deine Freunde, du Fettklotz! Du frisst ja die ganze Zeit."
"Hi! Hi! Hi!"
"Was? Schau dich selber! Siehst so wie ein Ausländer aus!"
"Hi! Hi! Hi!"
"Häh! Hast du sie nicht alle, Fettklotz? Wie sieht denn ein Ausländer aus?"
"Schon gut! Schon gut! Wir haben ein wenig Zeit. Bis dahin macht Ihr untereinander aus, wer was möchte. Die beiden Geschenke sind einmalig."
Der Mond lächelte, und er hörte den Sternenkindern immer weiter zu. Die Eindrücke vermehrten sich, und der Mond wurde immer aufgeregter. Seine Langeweile war ab jetzt fort, und der Mond drehte sich weiter in seiner Laufbahn. Etwas mehr als 14 Tage lang nahm er zu, und etwas mehr als 14 Tage lang nahm er ab - fröhlich.

Ja, so geht es unserem Onkelchen Mond heute noch. Immer wenn er viel an sich selbst denkt, wird es ihm langweilig. Dann schaut er notgedrungen oder freiwillig den funkelnden Sternenkindern zu. Und sie necken ihn und erzählen ihm Geschichten. Viele Geschichten.

Und was, wenn der Mond dennoch muffig bleibt? Ja, gute Frage! Dann geben dem Onkelchen die Kinder einen Klaps - auf seinen Hintern.

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© by Anant Kumar, Kassel

Der Kerosinjunge
(Zwei Gedichte aus dem Vierer Zyklus)

3.
Groß und klein


Wir sind drei
Sehr klein
Sehr wenig

Motihari wächst rapid
Viele Geschäfte
Viele Kinder

Am großen Bahnhof
wohnen wir
wohin die Dieselloks
Züge bringen
aus Weltstädten
aus Bombay aus Delhi

Motiharis Elend
die Germanen knipsen
Schlangen,
        die mich erschrecken
Japaner filmen

4.
Der Kerosinjunge


Tagsüber
ist Briefträger
mein Daddy
wenn ich hocke
in der Schule
Abends
ist Händler
er
und sein Verkäufer
ich
Verkauft frisches Gemüse
Mama
und Kerosin
ich
am größten Rondell
wo hübsche Frauen stehen
auf Riesenplakaten
Wenn abends
Lampen flackern
und es duftet
Kinder lösen
Schulaufgaben
Sehr gut
bin ich im Rechnen
Besonders
mag ich Englisch
Sudhir Kumar ist mein Name
Ich bin
9

Motihari: George Orwell erblickte die Welt in dieser ostindischen Stadt (Bundesland Bihar), und Mahatma Gandhi startete 1917 Satyagrah, den gewaltlosen Widerstand in Motihari.

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Impressionen der Schullesungen

Anant Kumar    Anant Kumar

Anant Kumar    Anant Kumar

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© by Patricia Cancer and Marco Tukic (10 c,
Albert-Schweitzer-Schule Offenbach am Main)

Anant Kumar: Bilingual lecture – zweisprachige Dichterlesung

On Wednesday, 24th June 2009, a bilingual lecture was given by Anant Kumar at Albert-Schweitzer-School
in the old gym. There were about 25 people from classes 10 and 12 who came to see him.

Mr. Kumar is a well-known Indian writer but in 1991 he came to Germany to study German language and literature.
He writes his stories and poems in German but some of them are translated into English.

The presentation started at 3 pm and he began by asking us what kind of books we liked and didn't like.
Some answered they liked thrillers and fast-moving stories, others liked books with geelings like in a romance.

He started out with a poem about a disco in Köln and its antosphere. Later he read a short story from his book
"India I: Sweet". It was called "Papa and the oranges". It is about a boy from India and his dad. The boy loves
oranges but at home he just gets apples and bananas. His father is against oranges so the boy hardly ever gets
any "fruity" oranges.

This story is written so well that you could be entertained for hours. Mr. Kumar has a great reading technique.
Afterwards he asked whether we liked the story. Most of the studets were fascinated but one guy said he thought
it was boring because there was no real storyline in it.

Then Mr. Kumar read another story about a dog. This was a really short one but very funny. He told us that every
audience had laughed at it, too, but not the Indians. They didn't understand this kind of humour because of their
different culture and religion.

At last he read a longer story about a thief who wanted to stop stealing and start a normal life. But after some
days he failed and started to steal again. When he died he was judged by the Indian gods. After a big discussion
athe gids decided he had to get a hard punishment but the highest god answered that he had to get a new life and
brought him back to the earth. We talked about the reasons but you could give many reasons as an answer. The
Indians felt angry with this story, too. How could Vishnu (the god) let the thief get away with a new life?
Other audiences, however, liked the story.

Now, at the end, we asked Anant Kumar some questions about his life, language and literary achievement and other
things having to do with his multicultural experiences. He let us look into his books and those of us who wanted
to were able to buy some.

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